Interview mit Pat Burgener
Ich habe das Glück, anderer Leute Hobbies als Beruf zu haben.Pat Burgener
Pat Burgener ist das, was man einen Tausendsassa nennt. Snowboarder in der Schweizer Olympiamannschaft, Musiker mit vollem Tourneekalender, Surfer aus Leidenschaft und Vanlifer par excellence. Der Mann, der von sich selbst sagt, dass er keine Wohnung kaufen würde, weil er ja nie zuhause sei, beeindruckt nicht nur durch seine Fähigkeiten. Sondern auch im persönlichen Gespräch, in dem er darlegt, warum er auf vieles verzichtet – und was er dadurch gewinnt. Wie ihm seine Vanlife-Erfahrung dabei hilft, welche Rolle das richtige Fahrzeug dabei spielt, welche Tipps er hat und wie er den Song zur Kampagne für den neuen California geschrieben hat, lest ihr hier.
Du bist ständig auf der ganzen Welt unterwegs. Wo erwischen wir Dich heute?
Ich bin oben auf einem Berg in Saas-Fee, wo ich mich gerade auf die Olympischen Winterspiele 2026 vorbereite.
Letzte Woche haben wir Dich auf dem Caravan Salon in Düsseldorf getroffen, davor warst du in Portugal, dann in London – wie ist es, ständig auf Reisen zu sein?
Es ist toll! Schon als Kind wollte ich immer unterwegs sein und die Welt erkunden. Und das nicht nur wegen meiner Musik oder meiner Sportaktivitäten. Ich bin einfach gerne unterwegs. Ich würde am liebsten nichts anderes machen. Tatsächlich würde ich gern noch mehr reisen als jetzt. Klar, es ist anstrengend, weil man immer unterwegs ist, aber ich bin inzwischen richtig gut darin, zu packen! Herauszufinden, was man wirklich braucht und entsprechend zu packen, ist ja eigentlich der schwierigste Teil. Je weniger man hat, desto besser fühlt man sich. Ich bin vor kurzem mit nur einem winzigen Rucksack und ohne Kleidung nach London gereist. Ich musste sie alle zwei Tage waschen, aber als ich abreiste, musste ich nicht einmal packen. Ein minimalistischer Lebensstil ist wirklich praktisch, wenn man so viel reist.
Brauchst du nicht auch manchmal einen Rückzugsort?
Ich bin ja gerade in meinem Rückzugsort – meinem Training nämlich! Ich trainiere jetzt drei Wochen für die Olympischen Spiele 2026 und es gefällt mir sehr gut. Ich kann hier eine Weile bleiben, gesund leben, früh aufstehen, früh schlafen gehen – so lade ich meine Batterien wieder auf. Das ist meine Ruhe.
Und wann geht‘s nach Hause?
Ich komme nach Hause, wenn ich wieder in meinem California bin. Den ganzen Sommer über war ich mit einem Tourbus unterwegs, der für eine Weile mein Zuhause war. Danach bin ich ein paar Wochen lang surfen gegangen. Je länger man unterwegs ist, desto mehr entwickelt man eine gewisse Einstellung zum Thema 'zuhause'. Für mich ist es ein Gefühl, kein Ort. Durch die Musik und das Surfen musste ich mich daran gewöhnen, nicht zu Hause im Sinne eines festen, steinernen Hauses zu sein, und ich musste lernen, wie ich ein Zuhause in jedem Hotelzimmer finde, in dem ich übernachte, oder in einem Van, in dem ich die nächsten Wochen schlafen werde. Mein Zuhause ist auf der Erde – das klingt vielleicht kitschig, aber es ist wahr. All das hilft mir auch, unterwegs meine Freiheit zu erleben. Ich bin da an nichts gebunden.
Du fährst derzeit einen Multivan und einen ID. Buzz, bald wirst du den neuen California fahren ...
Ja, ich fahre seit diesem Jahr einen California, den hat Volkswagen mir zur Verfügung gestellt, als ich unterwegs war. Und Mann, wie ich das liebe! Ich denke, ein Van ist ein erster Schritt, aber der California ist einfach die nächste Stufe, es ist das beste Gefühl überhaupt. Eine Küche und alles in ein und demselben Auto zu haben, fühlt sich wirklich an, als würde man in einem Haus leben.
Worauf achtest Du am meisten, wenn Du mit deinem Multivan oder California unterwegs bist? Essen? Stauraum? Etwas anderes?
Stauraum. Es gibt viele kleine Dinge in meinem California, die einen großen Unterschied machen können. Es ist ziemlich cool, viele Stauräume zu haben, um Platz zu schaffen. Es ist auch super, Wasser zum Waschen zu haben. Ok, ich habe keine Dusche, aber wenn ich an Veranstaltungsorte komme, habe ich Duschen und Steckdosen, ich brauche das also nicht ständig. Ich brauche aber Platz. Platz für mich selbst, Platz für meine Musik. Und das ist so eine tolle Sache am neuen California, dass sie diese Sitze haben, die man bewegen kann. Es entsteht einfach so viel Platz!
Du lebst ja das Gegenteil eines 9-to-5-Bürojobs. Wie schaffst du es eigentlich, als Reisender, Musiker, Snowboarder und Surfer deinen Lebensunterhalt zu verdienen?
Oh, da gibt es viele Möglichkeiten. Ich erstelle Videos, spiele Konzerte und dann ist da noch das Sponsoring. Mit all diesen Dingen kann ich meinen Lebensunterhalt verdienen. Aber das Geld ist mir nicht so wichtig. Wenn du dem Geld hinterherjagst, wenn du ständig Geld investieren willst, dann ist dieser Lebensstil wahrscheinlich nichts für dich. Aber mir ist Geld egal, solange ich mein Ding machen und meinen Lebensstil leben kann. Die meisten meiner Freunde haben eine Wohnung. Aber sie gehen selten aus ihr aus. Das ist das Gegenteil von mir. In meinem Leben geht es darum, herumzuziehen. Warum sollte ich also eine Wohnung kaufen, wenn ich weiß, dass ich nie dort sein werde?
In meinem Leben geht es darum, in Bewegung zu bleiben.Pat Burgener
Für dich ist es erfüllender, auf einem Berggipfel zu stehen, als einen einträglichen Bürojob zu haben?
Genau. Ich bin für nichts dankbarer als für das, was ich beruflich mache. Ich und mein Van – es gibt keinen Ort, an dem ich lieber wäre. Vor kurzem habe ich ein paar Freunde besucht und sie haben mir angeboten, ein Hotelzimmer zu bezahlen, aber ich habe ihnen gesagt, dass sie sich das Geld sparen können, da ich gerne in meinem Van schlafe. Für mich ist das wahres Glück. Klar, dieser Lebensstil bringt einige Opfer mit sich. Aber ich sehe das nicht als Nachteil. Außerdem ist es lustig, dass ich, je mehr ich reise, desto mehr Menschen mit genau dieser Einstellung treffe. Ich habe einige Freunde in Australien, die sind Musiker, aber sie leben immer noch in ihrem Van – obwohl sie längst ihren Lebensunterhalt mit ihrer Musik verdienen. Sie könnten es sich leisten, nicht in einem Van zu leben, aber sie tun es trotzdem. Es ist also keine Frage der Notwendigkeit, sondern der Wahl. Es ist ein Lebensstil, und für mich ist es der beste Lebensstil.
Gibt es bei all dem Vanlife auch Routinen, auf die du nicht verzichten kannst?
Ganz klar Musik. Sie ist ein so großer Teil meines Lebens. Ich mache das jetzt seit 15 Jahren und bin nie ohne meine Gitarre irgendwohin gegangen. Selbst wenn ich mich nur mit einem Freund zum Abendessen treffe, meine Gitarre ist immer dabei – für den Fall, dass mir etwas in den Sinn kommt, das mich zum Schreiben eines Liedes inspirieren könnte. Und wenn ich sie in meinem Van habe und einfach nur spiele, ist das für mich ein super Weg, runterzukommen.
Apropos Musik machen – du bist Musiker, Snowboarder und Surfer. Hast du eigentlich Hobbys?
Im Gegenteil: Ich habe keine Jobs (lacht). Aber im Ernst: Ich weiß, dass ich das Glück habe, die Hobbys anderer Leute als Beruf zu haben. Und diese Dinge halten mich wirklich auf Trab. Vor allem, weil ich in meinen Jobs so professionell wie möglich sein muss, anders als bei einem Hobby. Das bedeutet, dass ich mich rund um die Uhr und die ganze Zeit dem widme, was ich tue. Sicher, es ist toll, wenn alles gut läuft, aber nichts ist von Anfang an perfekt. Ich habe Fehler gemacht, so lernt man dazu, aber ich lasse mich davon nicht unterkriegen. Und manchmal frage ich mich: Was mache ich hier eigentlich? Aber die Begeisterung und Befriedigung über eine gelungene Performance ist unglaublich. Ich gebe nie auf und am Ende gibt es diese absolut unbezahlbaren Momente als Lohn meiner Arbeit.
Neben all deinen Jobs hast du auch eine neue Beschäftigung gefunden – du entwirfst T-Shirts. Woher kam die Inspiration?
Das kam mir in Portugal, als wir an der Produktion für den neuen California gearbeitet haben. Ich hatte die Artikel aus der California-Kollektion gesehen und sie gefielen mir sehr gut. Vor allem mochte ich, wie sie das neue California-Logo auf allen Artikeln verwendeten.
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- © Boris Mouton
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Du hast den Song für die neue California-Kampagne geschrieben. Was hat dich dazu inspiriert?
Im Grunde all die Dinge, über die wir bereits gesprochen haben. Besonders aber die Frage, wofür man dankbar ist, wenn man in einem Van lebt? Also einmal nicht dieses „dieses Auto gibt dir dies und das“, sondern es ging um das, was man selbst erlebt.
Der Song heißt „Free“. Was bedeutet Freiheit für dich?
Für mich bedeutet Freiheit einfach, zu tun, was man will. Einfach morgens aufzuwachen und zu fragen: „Was mache ich heute?“ Ich erinnere mich, dass Freiheit für mich damals in der Schule begann, als man mir sagte, ich solle dies und das tun und so weiter. Aber es gab halt diese Frage nach dem „Warum?“. Warum muss ich dies tun, warum muss ich das tun? Außerdem wurde bei mir ADHS diagnostiziert, und ich hab eine schwere Zeit durchgemacht. Dann sah ich all diese Snowboarder und wollte das auch machen. Also war es Zeit, meinen Hintern hochzukriegen und einer von ihnen werden. Und so musste ich mir irgendwie diese Freiheit schaffen, die es mir ermöglicht, hart zu trainieren und besser zu werden. Ich denke, es ist wichtig zu verstehen, dass Freiheit nicht nur eine Sache ist. Menschen sollten in der Lage sein, ihre eigene Art von Freiheit zu spüren oder auszudrücken, was auch immer das sein mag. Es gibt keine absolute Definition von Freiheit. Sie ist nicht eingezäunt, also gibt es keine Grenzen für das, was jeder einzelne Mensch erreichen kann. Und das ist für mich Freiheit an sich.
Ich denke, es ist wichtig zu verstehen, dass Freiheit nicht nur eine Sache ist.Pat Burgener
In deinen Liedern geht es oft um sehr persönliche Dinge, auch um dunkle Stunden. Dein Song „Free“ wurde dagegen in noch nicht mal vier Tagen produziert. Das klingt nach viel Leichtigkeit ...
Wir haben tatsächlich nur zwei Tage damit verbracht, es zu schreiben und eben gleichzeitig zu produzieren. Dann noch einen Tag, um den Text zu verfeinern, damit er diesen perfekten kalifornischen Vibe hat. Nach einem weiteren halben Tag, an dem wir einige Textpassagen umgeschrieben haben, war alles zu meiner Zufriedenheit erledigt. Wenn man ein Thema hat, über das man schreiben möchte, geht alles schnell. Dann dauert es nur noch etwa einen Tag, um einen Song zu schreiben. Es geht darum, in die richtige Richtung zu gehen. Denn wenn man das nicht tut, muss man den ganzen Weg zurückgehen. Ich denke, wir hatten Glück, den richtigen Zugang gefunden zu haben.
Man sieht Dich auch in einigen Szenen der neuen Kampagne. Wie war es, den neuen California vor Ort kennenzulernen?
Oh Mann, das war so eine unglaubliche Erfahrung! Ich habe die ganze Zeit zwischen den Drehs alles erkundet, ich war so begeistert – und bin es immer noch! Ich war kürzlich auf dem Caravan Salon in Düsseldorf und Carsten Intra, der CEO von Volkswagen Nutzfahrzeuge, hat mir das Auto persönlich vorgestellt, was großartig war! Es war toll zu sehen, wie er sich richtig in das Fahrzeug reingegraben hat und wie leidenschaftlich er dabei war. Er hat wirklich einen tollen Job gemacht.
Für die Aufnahmen zur Kampagne bist Du durch Portugal gereist – für dich ein guter Ort, um Freiheit zu erleben? An welche Orte denkst du, wenn du an Freiheit denkst?
Ich kann nicht viel über Orte außerhalb Europas erzählen. Wirklich cool finde ich die Küste rund um Biarritz – außerhalb der Saison mit dem Van ist das für mich traumhaft. Die Hauptsaison kann etwas nervig sein, aber wenn man etwa eine Stunde fährt, kann man auch dann Orte finden, die unberührt sind. Aber ich schaue mir auch gerne Gegenden an, die nicht unbedingt Surfspots sind. Ich fahre gerne in die Berge, in die Pyrenäen, zum Beispiel, und überhaupt gerne einfach in der Gegend herum. Es gibt einfach immer etwas zu entdecken, das ist das Tolle daran, wenn man einen Van hat. In einem zweiwöchigen Urlaub in einem Apartment sieht man immer nur das, aber wenn man mit einem Van unterwegs ist, sieht man so viel mehr. Es ist großartig! Und das geht immer überall. Als ich in Australien war, sind wir einfach jeden Tag der Nase nach gefahren und haben innerhalb einer Woche so viele schöne Orte gesehen.
Welchen Rat würdest Du jemandem geben, der mehr Freiheit in seinem Leben erfahren möchte?
Besorg dir einen California und fang an zu reisen! Und folge deinem Herzen und deiner Leidenschaft. Was auch immer es ist, tu es einfach. Es ist einen Versuch wert. Ich persönlich habe einfach versucht, meinen Leidenschaften zu folgen, sei es Musik oder Sport. Für mich hat das zwar zum Erfolg geführt, aber Erfolg ist nicht das Wichtigste. Es ist der Prozess, die Reise. In dem Moment, in dem du dich entscheidest, etwas zu tun, bist du bereits erfolgreich.
In dem Moment, in dem du dich entscheidest, etwas zu tun, bist du bereits erfolgreich.Pat Burgener
Aktuell ist Pat Burgener unterwegs durch Europa und UK – auf seiner ersten eigenen Tour als Headliner! Der Tourauftakt in München war direkt ausverkauft, für die meisten anderen Stopps gibt es nur noch wenige Tickets. Wenn ihr ihn live erleben wollt, solltet ihr also schnell sein. Das Tourfinale ist am 9.11. in Lausanne.